350 GTV

350 GTV

07 Feb 2008

mt_none:Der 350 GTV wird der staunenden Öffentlichkeit im November 1963 auf dem Automobilsalon von Turin präsentiert.
In Sant Agata ist der Wagen anlässlich der Einweihung der im Juli 1963 gestarteten Fabrik schon Ende Oktober zu sehen. Entworfen wird der erste Lamborghini in der Traktorenfabrik. Der Motor wird zunächst separat präsentiert.

 

Jahrgang 1963 
Stückzahl 1 Prototyp
Karosserie Sargiotto nach Entwurf von Franco Scaglione
Motor V-Zwölfzylinder längs im Bug, je zwei obenliegende Nockenwellen,
sechs Fallstrom-Doppelvergaser, Trockensumpfschmierung
Getriebe 5-Gang (ZF)
Fahrwerk Rohrrahmen, Radstand 2450mm, Scheibenbremsen
Fahrleistung Spitze 280 km/h (Werksangabe)

Der allererste Lamborghini (Sportwagen) ist der 350 GTV,
wobei das Kürzel "GTV" für "Gran Tourismo Veloce" steht. Geplant wurde zunächst der "2-1" Sitzer.
Die treibenden Kräfte hinter dem 350 GTV sind, neben Ferruccio Lamborghini, Giotto Bizzarrini,
Giampaolo Dallara und Franco Scaglione.
Bizzarrini hat sich bei Alfa Romeo und zuletzt 1961 bei Ferrari (unter anderem 250 GTO) seine Lorbeeren erworben,
darf aber in Maranello seine Vorstellungen nicht verwirklichen.
Ferruccio Lamborghini gesteht Bizzarrini, und nicht gerüchteweise einem Japaner,
den Motor zu entwerfen, den Ferrari nicht will.


Bizzarrini macht sich als Selbständiger mit seinem Konstruktionsbüro "Autostar" (unter anderem ISO Rivolta)
ans Werk und soll sogar mit Lamborghini eine Bezahlung nach Erfolg und vor allem für eine Mehrleistung des
(Renn-)Motors gegenüber Ferrari vereinbart haben.
Bizzarrini baut kurze Zeit später, nachdem Ferruccio Lamborghini von Bizzarrini die Drosselung des von
ihm entworfenen Rennmotors verlangt, mit dem Bizzarrini GT Strada 5300 seinen eigenen Rennsportwagen.
Giampaolo Dallara, der seine Erfahrungen bei Ferrari und Maserati gesammelt hat,
und Paolo Stanzani übernehmen den Job von Bizzarrini.
Dallara ist der Chefkonstrukteur (des 350 GTV),
der Direktor der neuen Fabrik und verantwortlich für den Fertigungsablauf des Prototypen.


Die Leistung des von Bizzarrini entworfenen Motors wird für die Serie von 360 PS auf 280 PS gedrosselt.
Dallara geht später von Lamborghini zu De Tomaso und ist beteiligt an der Konstruktion von mehreren Klassikern:
Fiat X1/9, Lancia Stratos, ISO-Formel 1, Lancia LC2/LC3 usw.
Franco Scaglione, als der Dritte im Bunde, i
st für die Linienführung des 350 GTV verantwortlich;
Bertone, Ghia, Pininifarina, Touring und Zagato haben Anfang der 60er Jahre keine freien Kapazitäten.
Scaglione hat von 1952 bis 1960 bei Bertone, unter anderem an den sagenumwobenen Alfa Romeo BAT-Modellen, gearbeitet. Später ist er unter anderem für Intermeccanica aktiv.


Der 350 GTV wird der staunenden Öffentlichkeit im November 1963 auf dem Automobilsalon von Turin präsentiert.
In Sant Agata ist der Wagen anlässlich der Einweihung der im Juli 1963 gestarteten Fabrik schon Ende Oktober zu sehen. Entworfen wird der erste Lamborghini in der Traktorenfabrik.
Der Motor wird zunächst separat präsentiert.


Der mit einem V12-Motor ausgestattete 350 GTV verfügt als kurzhubiger 3,5-Liter unter anderem über jeweils zwei obliegende Nockenwellen pro Zylinderbank, sechs Renn-Fallstrom-Doppelvergaser von Weber und eine Trockensumpfschmierung.
Allein die siebenfach gelagerte Kurbelwelle ist eine Augenweide.
Der Hubraum beträgt 3,5 Liter und ermöglicht 360 PS.
Am 15. Mai 1963 läuft der erste Lamborghini-Motor auf dem Prüfstand.
Erprobt wird der Motor in einem Privatwagen von Ferruccio Lamborghini.
Der 350 GTV ist ein sehr fortschrittlicher Sportwagen. Mit einer Karosseriehaut aus Aluminium und einer Einzelradaufhängung für Vorder- und Hinterräder.
Die außergewöhnliche Form - abgerundete Flächen, vorspringende Kanten, gerundete / schwülstige Front, kantiges Heck - des 350 GTV erinnert von vorne an die Typen Chevrolet Corvette,
Jaguar E-Type und Ferrari Superfast und von hinten an einen Aston Martin.
Rundungen und Sicken prägen die Front und den Dachaufbau.
Die sich später bei Lamborghini-Modellen wiederfindenden Klappscheinwerfer verbleiben bei
geöffneter Fronthaube in ihrer Position.
Auffällig ist die riesige Heckscheibe, die weit in das Dach hineinreicht.
Gebaut worden ist der übrigens noch nicht fahrbereite Prototyp von Sargiotto aus Turin.
Das Chassis stammt von Neri & Bonacini; der Rohrrahmen von Marchesi/Modena.
Die komplexen Gussteile für das Kurbelgehäuse und die Zylinderköpfe stammen von ATS (Hersteller von Sportwagen), übrige Komponenten von erstklassigen Partnern wie Borrani, Girling, Pirelli, Salisbury, Veglia und ZF.


Der "Numero Uno" verbleibt im Werk bis in das Jahr 1985.
Der Lamborghini-Händler Romano Bernardoni (Emilianauto (Bologna) bekniet das Unternehmen solange,
bis 1985 das Fahrzeug zur Komplett-Restauration freigegeben wird.
Der damals separat ausgestellte Motor wird gefunden.
Viele Teile, vor allem im Innenraum, müssen neu aufgebaut werden.
Renommierte Unternehmen wie zum Beispiel Ansa (Auspuffanlage) und Borrani (Räder) beteiligen sich an der Rekonstruktion.
Im Frühjahr 1990, das heißt erst 17 Jahre später, ist der 350 GTV bereits zu seiner aller ersten Probefahrt.
Parallel zum 350 GTV wird bereits damals am Lamborghini 350 GT gearbeitet.